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Im „Dschungel“ von Calais mit EXPRESS-Reporter Martin Gätke

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Otto Steinert-Schüler an der Folkwangschule für Gestaltung

Boulevard

Die erste Regel ist klar: Es wird Tacheles fotografiert. Und zwar schnell und ohne Umschweife. Das gilt für den Tingeltangel des Lebens, für den ganz normalen Irrsinn des Alltags, für die Polit-Show ebenfalls. Und das gilt für die dunklen Seiten unserer Realität.

Wer Boulevard-Journalist ist, Fotoreporter an einer Boulevardzeitung wie EXPRESS, darf erst nach Feierabend mit der Kunst liebäugeln. Immer muß es ihm um die erste Regel gehen. Michael Wand-Gerber beherrscht sie aus dem Effeff.

Das verblüffende daran ist dennoch- wer seine Fotos sieht, erkennt hinter den boulevardesken Schnappschüssen ganze Geschichten. Und die packen uns. Da geht man nicht zur Tagesordnung über. Da hat ein Profi mit scharfen Augen und sensiblem Sinn sekundenflink entschieden:

Das ist es.

Boulevard- Michael Wand-Gerber erlebt ihn Tag und Nacht. So viele verrückt-bizarre Augenblicke hält er fest und bringt sie in die Zeitung mit. Was eitel ist, das zeigt er eitel. Die Pose, ganz unbefangen präsentiert, von denen, die so gern posieren, wir dürfen darüber grinsen- oder herzlich lachen. Unterhaltsam soll es nämlich auch sein für den Betrachter. Schauspieler wissen, was Boulevard- Theater bedeutet: näher am Publikum, die Pointen präziser; leichter ist der Akteur zu entlarven. Das Lässige ist schwer. Genau das gilt für einen Boulevard-Fotografen. Man sagt dieser Spezies eine gewisse Kaltschnäuzigkeit nach. Aber schauen Sie sich die Liebe an, mit der manche Gesichter dargeboten werden: den Witz, die Ironie, auch die Tragik.

Auf dem Boulevard singen die bunten Vögel lauter, fließen die Tränen leichter, schlagen die Herzen öfter Kobolz. Der Boulevard wird leben.

Werner Aschemann
EXPRESS

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